GARTEN.MEIDLING
Urban Land Art als soziale Plastik
von KÖR gefördertes Kunstprojekt
DATE: 2010
PROJEKTSTATUS: Fertiggestellt
PartnerInnen:
Iris Andraschek
Hubert Lobnig
Fatih Aydogdu
Mira Dj*
Hans Wörtl
Jutta Wörtl-Gössler
Das Urban-Land-Art-Projekt im Straßenraum der Meidlinger Wolfganggasse wurde von Jutta Wörtl-Gössler gemeinsam mit Künstlerinnen und Künstlern aus der Türkeit, Serbien und Wien in Form von fünf Kunstgärten initiiert. Gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohnern der Wolfganggasse wurden kreativ gestaltete “Vorgärten” im Straßenbegleitgrün der Gründerzeitallee angelegt und der Verein “Garten Wolfganggasse” gegründet.
Die bald dreißig Gartenteile bilden zusammen mit den Alleebäumen einen großen gemeinsamen Garten, der sich als freundlicher Aufenthaltsraum anbietet. Der Verein zielt über das Gärtnern hinaus auch auf nachbarschaftichen Austausch. Individueller Ausdruck, Kommunikation, Integration und Verantwortung sind die Themen dieses partizipativen Musters. Vernetzt ist der Garten mit den Kooperationspartnern, der Gebietsbetreuung Stadterneuerung im 12. Bezirk, der MA42 (Stadtgartenamt) und dem 12. Bezirk.
© Hans Wörtl
© Jutta Wörtl-Gössler
Jutta Wörtl-Gössler: RosenGARTEN/enchanted (für Rosa Haag)
Jutta Wörtl-Gössler pflanzte drei bis zu neun Meter hoch werdende Kletterrosen und band sie in einen Alleebaum hoch. Einmal im Monat kreierten Mythen, Märchen und Familiengeschichten einen virtuellen RosenGARTEN. So öffnete sich ein Raum, der auch Platz bot für den Austausch von schwierigeren Themen wie Kriegserfahrungen oder Migrationsproblemen, Krankheit und Tod. Die ErzählerInnen agierten in der Tradition mündlicher Überlieferung. Der Ort stand allen Menschen zur Verfügung, die ihre Geschichte erzählen wollten.
© Fatih Aydogdu
Fatih Aydogdu: Lale
Fatih Aydogdus Installation nahm auf die geschichtlichen und sozialen Aspekte der Gartenkultur des Orients und Europas im Zusammenhang mit aktuellen Themen Bezug und machte sie im Rahmen ihres (Kunst-)Gartens sichtbar. So war es im 17. Jahrhundert die Turbanblume, die für den ersten „Börsencrash“ sorgte und im damaligen Holland eine regelrechte Wirtschaftskrise auslöste. Die osmanische Bezeichnung für Tulpe, „lale“, leitet sich aus dem persischen „laleh“ ab. Verkehrt gelesen ergibt „laleh“ das Wort „helal“ (koscher). Zudem setzt sich das Wort „lale“/ „laleh“ aus denselben Buchstaben zusammen wie der Name Allahs, aus „alif“, „lam“ und „ha“. Einige Forscher glauben, dies sei der Grund für das häufige Erscheinen der Tulpe in der osmanischen Kunst, und postulieren eine symbolhafte Verwendung des Motivs.
Mira Dj*: my space your place
Die Textinstallation bzw. -intervention im städtischen öffentlichen Raum zielte auf einen Brückenschlag zwischen virtuellem und realem Raum und eine Erkundung des Raums dazwischen ab. Es ging darum, Fragen des persönlichen Rahmens aufzuwerfen, sich mit den Grenzen zu beschäftigen, die sich Menschen setzen, diese realen materiellen Grenzen gegenüberzustellen und die Verantwortung für individuelle und kollektive Räume zu beleuchten.
© Mira Dj*
Iris Andraschek / Hubert Lobnig: Tree under the Influence
Ein Apfelbaum/Birnenbaum wurde gepflanzt. Jedes Jahr im Frühling sollten von Anrainerinnen und Anrainern, Nachbarinnen und Nachbarn neue Edelreiser für Fruchtsorten gesammelt bzw. Personen angesprochen und gebeten werden, Edelreiser mitzubringen, um diese auf den Baum aufzupfropfen. Die beteiligten Personen und deren Geschichten (ein Reis aus dem Obstgarten der Großmutter oder des Vaters, ein Reis aus dem „Herkunftsland“, mein Lieblingsapfel etc.) wurden aufgeschrieben, auf ein Täfelchen gedruckt und am Baum mit einem Foto der beteiligten Personen befestigt. So entstand ein Baum mit Geschichten und sozialen Bezügen.
Hans Wörtl: treibhauto
Das Auto ist nicht nur Sinnbild für den unachtsamen Umgang mit der Natur, Auslöser der Klimakatastrophe, Todesursache Nummer eins und Zeichen des Auseinanderdriftens der Individuen, die zu verbinden es vorgibt. Während das Auto Bewegung durch Zerstörung bedeutet, sollte mit dieser Arbeit gezeigt werden, wie die Natur selbst so viele Jahrtausende überlebte, weil sie in der Lage war, Bewegung als Wachstum aufzufassen. Aus dem von Autofahrern mit Schattenparken und Klimaanlagen bekämpften Mikroklima eines Fahrzeuginneren sollte ein Gewächshaus werden, das das Auto von innen heraus überwucherte und es sich letztlich völlig einverleibte mit Pilzen und Pionierpflanzen, mit Sträuchern, Kräutern und Nutzpflanzen.
